Hellebarde
Leuchte – Höhe 215 cm, Durchmesser 60 cm
Materialien – Kimonoseide, Esche- Schirmspannten, Stab aus Nussbaum
Leuchtmittel – LED E27 12W dimmbar
Preis inkl. MwSt., zzgl. Versand € 1.990
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Die Schirmbespannung besteht aus einem traditionellen japanischen Kimono. In der neuen Verwendung entfalten die Kimonos eine ganz eigene Ausdruckskraft. Bei den Kleidungsstücken aus den 1910 er- 60 er Jahren handelt es sich um besonders ausgewählte, sehr originelle Einzelstücke, deren kunsthandwerkliche Fertigung heutzutage nicht mehr praktiziert wird. Mit der Umorientierung an die westliche Mode ist in Japan die hochkultivierte Kunstfertigkeit der Kimonogestaltung nach und nach verloren gegangen. Heute werden die alten Kimonos in den Industrieländern neu entdeckt.
Über einen Fingersensor lässt sich die Lichtstärke stufenlos einstellen. Die Leuchte ist durch eine Schlaufe an der Wand gesichert.
Was uns an einem Gegenstand verzaubert, liegt tief im Dunkeln. Dinge berühren uns, ohne das wir wissen, warum. Um die Imaginationskraft zu verstehen, die aus der „Hellebarden- Leuchte“ heraus scheint, lohnt sich der Blick in die Vergangenheit.
Die Leuchte ist eine Neuinterpretation oder Coverversion einer seit dem Mittelalter gebräuchlichen Ordonnanzwaffe der Palastgarden. Der Vorgänger dieses Zeremonie- Instrumentes geht zurück auf eine militärische Erfindung, der Kombination einer panzerbrechenden Wirkung der Axt mit der Mannstoppwirkung eines Spießes. Unter dem Namen Halmbarte bekannt, war die Hieb- und Stichwaffe in der ihr angelegten Doppelfunktion derartig wirkungsstark, dass ihr der Ruf der Abschreckung vorauseilte. Allein dieser Abschreckungsmoment bewirkte eine allmähliche Verwandlung hin zur vorzeigbaren Drohgebärde, die einem militärischen Gebrauch vorausgeht. Ihr neuer Einsatzort wurde der Schauplatz der Repräsentationssymbolik von Macht. Gut sichtbar wurde sie hochgehalten, an die Wand montiert oder gelehnt oder demonstrativ getragen.
Einmal ihrer militärischen Funktion enthoben, wurde sie als zeichenhafter Gegenstand mit gestalterischen Mitteln reich verziert. Ästhetisch überformt entwickelte sie sich weiter zu einem dekorativen Gegenstand, so wie wir ihn bis heute als nostalgischen Überrest vormaliger Symbolik kennen. Ein Grundprinzip blieb dabei übrig, ein Regelwerk des Zeigens und Mitteilens, das so grundlegend angelegt ist, dass es sich in vielen ähnlichen Zeige- und Mitteilungspraktiken wiederfinden. Beispielsweise in der Standarte, der Handfackel, dem Banner, dem Zepter, in der schwenkbaren Fahne, oder auch im Verkehrsschild. Allen Zeigeapparaturen gemeinsam ist ein Zeigestab, an dessen Ende eine mit Bedeutung besetzte Form befestigt ist, über dem Kopf, im freien Luftraum weit sichtbar.
Allein die Schräglage eines an die Wand gelehnten Gegenstandes löst in uns einen sinnlichen Moment aus. Die Erklärung liegt in der Wahrnehmung eines mobilen Instrumentes, das im Sprung ergriffen werden kann. Die unmittelbare Ermöglichung des Zugriffs auf eine Handhabung ist also der Auslöser einer positiven Resonanz in uns.
Eine spielerische, leichtgängige Eleganz steckt wiederum in der spitz zulaufenden glatten Form des Stiels der Leuchte. Die Eleganz rührt von der uralten Präzisions- und Wirkkraft des Speeres her. Eine Erfahrung, welche kollektiv verankert ist und dabei ins nicht bewusste Wissen in Form eines respektvollen Räsonierens gegenüber nadelförmigen Dingen abgesunken ist. Schönheitsempfinden lässt sich letztlich auf Ökonomien zurückführen, dessen eindrückliche Effizienz wir Menschen im gewissen Sinne in eine Ästhetik übersetzt haben.
Der Leuchtschirm erhält seine präzise Platzierung durch die Hilfestellung des Stabes. Allein diese Position, leicht schräg über dem Kopf, verleiht dem Schirm Aura. Die Position steht in unmittelbarem Bezug zum menschlichen Körper. Es ist der im Wettstreit um Mitteilbarkeit etablierte Wirkungsort für handgeführte Symbole und Zeichen.